Für die Menschen, die 2015 den Verein „Demografie Exzellenz“ gründeten und zuvor bereits seit 2009 im Bundesland Baden-Württemberg aktiv dazu beitrugen, die Auswirkungen und Herausforderungen des demografischen Wandels in Deutschland auf die öffentliche Tagesordnung zu heben, ist dieser Wandel ein „Megatrend“. Dr. Sabine Voermans, Vorstandsmitglied des Vereins und Leiterin des Gesundheitsmanagements der Techniker Krankenkasse, ist davon überzeugt: „Demografie geht uns alle an!“
Doch wirklich alle? Als Bundeskanzlerin Angela Merkel ankündigte, auf dem CDU-Bundesparteitag am 7. Dezember 2018 nicht erneut für den Vorsitz kandidieren zu wollen, meldeten Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn ihre Kandidatur an. Zwei Wochen tourten sie durch die Republik und stellten sich – begleitet von allen verfügbaren Medien – den Fragen der CDU-Mitglieder in sieben verschiedenen Regionen. Das Ergebnis ist bekannt.
Haben Sie wahrgenommen, dass diese drei Kandidaten bei ihren zahlreichen öffentlichen Auftritten den Megatrend „Demografischer Wandel“ thematisiert haben, ihn als Herausforderung für die deutsche Gesellschaft identifiziert und Lösungsideen vorgestellt haben? Schon in der Tatsache, dass die 64jährige Angela Merkel durch den 63jährigen Friedrich Merz ersetzt werden sollte, zeigt sich eine Besonderheit der Demografie: Wir leben nicht nur länger, sondern wollen auch viel länger am Leben teilhaben und mitwirken. Nachfolgediskussionen finden Antworten in derselben Generation.
Für Friedrich Merz seien die „größten Herausforderungen“ die „Themen Migration, Globalisierung, Klimawandel und Digitalisierung“. Der demografische Wandel gehört nicht dazu. Jens Spahn hat Visionen für 2040 präsentiert, dabei die Auswirkungen des demografischen Wandels völlig außen vor gelassen. Denn wenn zum Beispiel die 1.357.304 im Jahre 1964 geborenen Menschen (stärkstes Geburtsjahr in Deutschland seit 1949) 2031 ihren gesetzlich geregelten Ruhestand erreichen, strömen die 2013 Geborenen (das waren 682.069 Menschen) in den Arbeitsmarkt. Mit anderen Worten: die Hälfte der freiwerdenden Arbeitsplätze kann nicht wiederbesetzt werden. Sie ist nicht mehr da. Sie ist nicht mehr geboren. Wie gestalten wir das in Deutschland, wenn zum Beispiel statt heute noch rund 49 Millionen Erwerbsfähigen 2060 nur noch rund 36 Millionen Erwerbsfähige zur Verfügung stehen werden?
Auch Annegret Kramp-Karrenbauer, die als Ministerpräsidentin des Saarlands (2011-2018) 2012 einen Bericht der Enquete-Kommission „Demografischer Wandel – Auswirkungen auf das Saarland und Folgen für die landespolitischen Handlungsfelder“ des saarländischen Landtags entgegennahm, thematisierte diesen Megatrend nicht – jedenfalls nicht wahrnehmbar in den Medien, die über die Regionalkonferenzen berichteten. (Das wirft auch ein Licht auf das Demografiewissen unter den Journalistinnen und Journalisten.)
Daraus folgt, dass „Demografie Exzellenz e. V.“ noch nachhaltiger sowie öffentlich wahrnehmbarer sensibilisieren, informieren, argumentieren und diskutieren muss, um den diagnostizierten Megatrend in Handlung umsetzen zu können. Zwei Aktivitäten des Vereins trugen bisher dazu bei: die Durchführung und Veröffentlichung eines Trendbarometers“ sowie die Verleihung eines bundesweit ausgeschriebenen Preises „Demografie Exzellenz Award 2018“.
Prof. Dr. Uwe Schirmer, Vorstandsmitglied und Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach, verantwortlich für die Studie „Trendbarometer“, stellt ernüchternd fest: „Die Herausforderungen des demografischen Wandels werden von vielen Betrieben noch immer unterschätzt.“ Der Trendbarometer belegt, dass nur 9,3 Prozent der befragten Unternehmen ein eigenes Budget für demografieorientierte Maßnahmen bereitstellen. Dies unterstreicht „eindrucksvoll“, so Schirmer, dass die strategische Dimension der demografisch bedingten Herausforderungen noch immer verkannt wird“. Fazit: Sensibilisierung, Information, und Handlungswissen sind weder in der Politik noch in der Wirtschaft flächendeckend angekommen.
Dabei unterstreicht der seit 2010 verliehene „Demografie Exzellenz Award“, dass einzelne und gar nicht wenige Menschen, Institutionen, Verbände, Organisationen, Unternehmen oder Kommunen das Thema nicht nur vor Ort spüren, sondern es angenommen haben und die damit verbundenen neuen sozialen Realitäten gestalten wollen. „Wir wollen mit diesem Preis erfolgversprechende Lösungen aufgreifen und sie bzw. ihren Leuchtturmcharakter bundesweit ausstrahlen lassen“, begründet Vorstandsmitglied Gerhard Wiesler, Partner bei Kienbaum Consultants International GmbH, die jährliche Vergabe des Preises. Die Preisträger würden vor Ort durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit dafür sorgen, dass dem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und ihre gefundene Lösung für ein Demografie bedingtes Problem würde anderen helfen können, die Herausforderungen zukunftsorientiert zu gestalten. Die vielen Preisträger hätten schon einen guten Fundus an Handlungswissen seit 2010 abrufbar bereitgestellt (www.demografie-exzellenz.de).
Der Vereinsvorstand bleibt davon überzeugt, dass die demografischen Veränderungen der deutschen Gesellschaft einer der großen Megatrends sind. Unternehmensberater Claus Kruse, Vorstandsmitglied und Vorsitzender des BDU-Forums Baden-Württemberg, unterstreicht dies nachhaltig: „Noch nie hatten wir in der Geschichte der Menschheit eine Gesellschaft zu gestalten, in der mehr Menschen über 65 Jahre lebten als Menschen unter 20 Jahre.“ Dies werde nahezu alle Lebensbereiche unserer Gesellschaft nachhaltig verändern. Daher werde der Verein „Demografie Exzellenz e. V.“ im Rahmen seiner Möglichkeiten verstärkt versuchen, diese Herausforderungen mit seinen Auswirkungen, aber auch mit seinen Chancen, öffentlich zu thematisieren und zu diskutieren. Dabei soll auch der Finger in die Wunden gelegt werden, denn – da ist sich der Vorstand einig: „Ignorieren hilft nicht weiter. Das Handlungswissen ist da. Wir müssen es nur sehen und umsetzen wollen.“
Demografie Exzellenz e. V. wird in diesem Sinn aktiv. Der Verein wird Interessierten daher in regelmäßigen Abständen Herausforderungen rund um das Thema Demografie anbieten und dabei Lösungsangebote unterbreiten, die unter anderem die Preisträger vorgestellt und erprobt haben. Der Verein möchte auch Gesprächspartner für alle sein, die an der Gestaltung des Wandels interessiert sind.
Verantwortlich: Dr. Winfried Kösters, Tel.: 0049227192858 fff