Jede Branche sucht händeringend. Noch immer haben viele Personalverantwortliche nicht verstanden, dass 2031 der Jahrgang 1964 in den Ruhestand eintritt und der Jahrgang 2013 in das Arbeitsleben eintritt. Folge: die Hälfte der freiwerdenden Arbeitsplätze kann nicht wiederbesetzt werden.
Wir denken noch immer in „alt“ und „jung“. Doch wer ist „alt“, wer ist „jung“. Wir brauchen eine Generationenpolitik. Doch der Koalitionsvertrag kennt wieder nur ein Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Innovativ wäre ein Bundesministerium für Generationen und Geschlechter gewesen.
Das Durchschnittalter eines niedergelassenen Arztes in Deutschland liegt bei 54 Jahren. In zwölf Jahren ist jede Praxis von heute geschlossen. Um diese Alterung aufzufangen, müssten jährlich 16.000 Studierende ausgebildet werden. Es gibt aber nur rund 11.000 Studienplätze. Rund 60 Prozent der Studierenden im Bereich Humanmedizin sind weiblich, die sich eine andere Work-Life-Balance zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorstellen. Die älter werdende Gesellschaft wird eine Dienstleistung besonders nachfragen: Gesundheit.
Neben der Pflege von älteren (dementen) Menschen wird auch die Pflege von kranken Menschen in stationären Einrichtungen eine Herausforderung. Rund 40 Prozent der in der Pflege Tätigen sind über 50 Jahre. Sie sind zu ersetzen und neue zu finden. Doch woher, wenn die Geburtenzahlen sich seit 1964 halbiert haben?
Rund ein Fünftel der Belegschaften ist über 55 Jahre. Wenn sich diese Menschen der Digitalisierung verweigern, findet die Digitalisierung ohne uns statt. Die dafür zuständigen politischen Gremien (Kreistage) werden dominiert von älteren (weißen, männlichen) Menschen über 60. Wie denken und gestalten sie diese Zukunft?
Frauen erwerben durchweg die besseren Schulabschlüsse, befinden sich mehrheitlich im Studium und stellen die Elite der Gesellschaft. Was heißt das? Zumal in der Kinder- und Jugendgeneration der Junge der „Verlierer“ ist (insbesondere mit Migrationshintergrund in benachteiligten Lebenswirklichkeiten) und in der Generation der Menschen über 80 die Frauen eine Zwei-Drittel-Mehrheit haben.
Wie differenziert ist unsere Geschlechterpolitik in Zukunft?