Integration als Standortfaktor
Warum wir Zuwanderung strategisch denken müssen
Die Bertelsmann Stiftung hat errechnet: Deutschland benötigt bis zum Jahr 2040 jährlich 280.000 Zuwandernde, um den demografischen Wandel abzufedern. Doch Anwerbung allein reicht nicht. Wer bleiben soll, muss sich auch willkommen fühlen.
Doch die (politische) Debatte über Migration dreht sich aktuell vor allem um Abschottung. Dabei brauchen wir dringend das Gegenteil: eine strategisch durchdachte Zuwanderungspolitik.
Unternehmen, Kommunen und Politik müssen eine echte Integrationsstrategie entwickeln – denn ohne gesellschaftliche Teilhabe wird Deutschland kein attraktiver Standort sein und Arbeitskräfte suchen sich andere Zielländer.
Vom Arbeitsmarkt zur Gesellschaft – eine Lektion aus der Vergangenheit
Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch brachte es bereits vor Jahrzehnten auf den Punkt: "Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen." Doch Integration wurde in Deutschland lange vernachlässigt. Erst 2006 – ganze 51 Jahre nach dem ersten Anwerbeabkommen mit Italien – fand der erste Nationale Integrationsgipfel statt. Erst 2016 folgte ein Integrationsgesetz. Doch Lippenbekenntnisse reichen nicht.
Heute erleben wir eine paradoxe Situation: Deutschland braucht Zuwanderung, doch die politische und gesellschaftliche Stimmung ist eher abweisend. Dabei ist Integration keine optionale Zugabe, sondern eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit.
Acht Schritte für eine gelingende Integration
Eine klare Haltung zeigen: Wer Arbeitskräfte will, muss sie willkommen heißen – unabhängig von Aussehen, Sprache oder Kultur. Dabei sind besonders die Kommunen und ihre Spitzen gefragt.
Integration ist keine Einbahnstraße: Erfolgreiche Integration bedeutet, dass beide Seiten aufeinander zugehen. Werte wie Demokratie und Gleichberechtigung sind nicht verhandelbar, doch Offenheit und Dialog sind entscheidend.
Planvolles Vorgehen statt Aktionismus: Eine erfolgreiche Integrationsstrategie braucht klare Ziele. Wohin wollen wir? Und wie kommen wir dorthin?
Netzwerke aufbauen: Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen zusammenarbeiten. Integration gelingt nicht von oben herab, sondern nur im Dialog mit den Menschen mit Migrationshintergrund.
Eine wirksame Vorgehensweise: Eine gemeinsam entwickelte Konzeption für den Integrationsprozess ist essenziell. Die qualitativ messbare Vermittlung von Sprachkenntnissen muss dabei Priorität haben.
Plattformen für Austausch und Weiterentwicklung: Regelmäßige Treffen und Diskussionsforen sind essenziell, um den Integrationsprozess transparent zu gestalten, aktiv zu steuern und Probleme frühzeitig zu erkennen.
Klare Verantwortlichkeiten definieren: Eine Steuerungsgruppe aus Verwaltung, Wirtschaft und Migrantenorganisationen kann Prozesse begleiten und sicherstellen, dass Ziele umgesetzt werden.
Engagierte Kümmerer fördern: Ohne „Motoren“, die das Thema Integration vorantreiben und auf der politisch-gesellschaftlichen Agenda halten, wird es schwierig. Besonders wichtig sind dabei Brückenbauer, also zugewanderte Menschen, die als Vorbilder und Multiplikatoren wirken.
Das beschränkt sich keinesfalls nur auf die deutsche Fußballnationalmannschaft!
Integration als Standortfaktor verstehen
Wer denkt, Integration sei ein rein soziales Thema, irrt. Sie ist ein entscheidender wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Arbeitgeber, die Vielfalt als Chance begreifen und ihre Strukturen offen und kreativ im Rahmen ihrer Möglichkeiten anpassen, werden im Wettbewerb um Fachkräfte die Nase vorn haben. Wer Integration dagegen verschläft, riskiert, dass dringend benötigte Fachkräfte das Land wieder verlassen.
Die Vergangenheit zeigt: Deutschland kann Integration meistern – wenn es sie strategisch angeht. Es liegt an uns, Zuwanderung als Chance – nicht als Problem – zu begreifen. Die Zeit zum Handeln ist jetzt. Was könnten Sie tun?