Prioritäten setzen: Es geht nicht mehr alles gleichzeitig
Prioritäten im Gesundheitswesen
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 8.700 Kinder mit einem Herzfehler geboren. Jedes Jahr sollten rund 4.500 der herzkranken Kinder operiert werden, damit – der medizinische Fortschritt macht es möglich – sie ein möglichst beschwerdefreies, langes Leben führen können. Und damit sie später als Fachkraft zur Verfügung stehen können (aber auch als Elternteil, als pflegender Angehöriger, als sinnstiftend freiwillig Tätiger). Doch die Realität ist anders. Prof. Dr. Ulrike Herberg, Kinderkardiologin am Klinikum in Aachen, berichtet, dass sie jeden Tag eine Triage-Entscheidung treffen müsse. Jeden Tag müsse geschaut und entschieden werden, welches Kind eine Operation am nötigsten hätte.
Engpass in der Pflege: Fehlende Kinderkrankenschwestern
Das läge nicht daran, dass es an ärztlichen Kräften und OP-Räumen fehle, sondern es mangele an den intensivpflegerischen Kinderkrankenschwestern für die Betreuung danach. Die Konsequenz: Die Warteliste wird länger und die Aussichten nicht unbedingt besser. Und das ist nur ein Beispiel, wie wir gerade unsere Zukunft durch falsche Prioritätensetzung verscherbeln. Denn eine demografische Kernbotschaft lautet: Wir brauchen jedes Kind. Kein Talent darf mehr durch ein Rost fallen.
Der demografische Wandel: Mut zur Veränderung notwendig
Kann das noch Konsens werden in einer demokratisch strukturierten Gesellschaft, in der jeder zweite Wahlberechtigte älter als 55 Jahre ist? Mut zur Veränderung ist angesagt. Doch wir frönen noch dem ‚Weiter so!‘. Der demografische Wandel wird noch immer nicht verstanden – oder der Mut, sich zu verändern, hat noch viel Luft nach oben.